Kann man als Digital Junkie lernen seinen Internetkonsum kontrolliert zu genießen?
Die letzten Tage merke ich wieder, dass ich viel zu viel Zeit im Internet verbringe und ich einfach mal abschalten will. Manchmal stelle ich mir auch die Frage, ob ich wirklich von meiner digitalen Sucht weggekommen bin. Ich hatte die letzten Monate weniger Symptome dieser Sucht bemerkt wie mehr Depressionen, innere Unruhe, Nervösität oder Aggressionen. Auch drehten sich meine Gedanken kaum noch um Facebook oder meinen Blog. Auch war meine Zeit im Internet meistens moderat, da ich oft nur bis zu drei Stunden drinne war. Allerdings war die Depression die letzten Monate eher von leichter Natur. Wobei leichte Depressionen einen auch am Leben ziemlich hindern können z. B. was den Antrieb, die Aufmerksamkeit oder Konzentrationsfähigkeit angeht.
Aber ich fühlte mich zumindest nicht innerlich so schwer oder dachte nicht darüber ständig nach, dass mich keiner anruft. Die Grübeleien waren kaum vorhanden, was eine mittlere oder schwere Depression oft auszeichnet. Bis Anfang Oktober schien auch die Sonne über lange Zeit super vom Himmel. Aber jetzt ist es kalt und dunkel geworden und immer öfter bekomme ich Besuch von der schwarzen Dame. Sie will wieder bei mir wohnen und mir einreden wie beschissen alles ist z. B. mein untervögeltes Singledasein. Handwichsen ist auf Dauer auch langweilig.
Ich bin immer länger online. Ich habe immer mehr Phasen, wo ich länger als drei Stunden online bin z. B. wenn ich in meinem Blog was schreibe oder wieder wie wild auf meinen Facebookseiten und -gruppen poste, like, teile und kommentiere.
Die letzten Monate lebte ich einen kontrollierten Internetkonsum. Ich dachte ich hätte das kontrollierte Internet saufen entdeckt!
Irgendwann las ich in einem Buch über Alkoholismus, dass kontrolliertes trinken Selbstbetrug sei. Erst trinkt man jeden Tag ein Bier kontrolliert. Wenn man eine Lebenskrise hat, steigert man seinen kontrollierten Konsum jede Woche um ein Bier mehr, statt sofort sich zu berauschen. Der Alkoholsüchtige redet sich ein, dass er bei vier oder mehr Bieren immer noch die Kontrolle über sein Verhalten hat.
Ich frage mich persönlich, ob bei einer Internetsucht auch solche Mechanismen ablaufen wie bei einer Alkoholsucht. Ich merke, dass ich mit meiner Psyche immer mehr im Krisenmodus stecke, da ich mich immer schwermütiger fühle. Die Stundenzahl hat sich gesteigert. Statt einer oder zwei Stunden, bin ich drei, vier oder fünf Stunden online. Ein Bier ist bei mir quasi eine Stunde Internet. Ich trinke die Eindrücke, die mir das Netz liefert.
Mich macht ja auch nicht das ganze Internet abhängig, da ich problemlos Spiegel-Online lesen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass ich jetzt den ganzen Tag dort Nachrichten lesen muss. Auch Emails anschauen und schreiben ist harmlos. Spiegel-Online interagiert nicht mit mir. Auch eine Antwort auf eine geschickte Email dauert meistens einige Zeit. Das Belohnungssystem im Gehirn braucht immer eine eine sofortige Reaktion.
Bei Facebook bekomme ich allerdings schnell eine Reaktion, wenn ich z. B. einen meiner vielen depressiven Facebook-Freunden schreibe. Man sieht sofort wer online ist und oft sind es über 200 Menschen. Viele kenne ich nicht persönlich. Eine Masse an verfügbaren menschlichen Kontakten, die einen ablenken können, wenn man ihnen schreibt.
Dieses Wochenende wollte ich einen Facebook-Freund kennenlernen, aber er sagte mir ab. Er hatte eine Angststörung. Leider schrieb er mir aber nicht, dass ihn so ein Treffen mit mir Angst einjagd. In Facebook kann er angstfrei mit allen Menschen schreiben. Facebook ist wie ein Kondom, der einen davor schützt Angst zu bekommen. Manche Menschen mit denen ich telefonierte blockieren einen später und suchen dann Ausreden, warum sie mit mir nicht mehr in Kontakt stehen wollen.
Facebook ist eine eigenartige beziehungslose beziehungsartige Welt. Wir ziehen uns alle einen Kondom dort an, um nichts von uns weiter zu geben. Wir haben Angst uns mit einer Krankheit anzustecken namens Intimität. Meine Beobachtung ist, dass viele Menschen dort so etwas wie Nähe spüren können, wenn jemand Anteil an ihrem Leben z. B. in einer Gruppe für Depressive nimmt. Aber leider ist es eine Pseudonähe. Ich frage mich persönlich, ob so ein Soziales Netzwerk nicht eher Angststörungen verfestigt, da man ja dort auch soziale Beziehungen führen kann.
Seit Januar 2015 besuche ich eine Medienambulanz. Die jungen Leute diskutieren in der Klinik über ihre Mediensucht. Einmal in der Woche trifft man sich nachmittags für ca. 100 Minuten. Ein Arzt führt die Gespräche. Die meisten sind abhängig von Onlinespielen. Mit meiner Sucht nach Facebook bin ich dort eine Ausnahme. Meistens wird ein kontrollierter Konsum bei Onlinespielen oder Internet angestrebt. Manche versuchen auch ganz abstinent zu leben und deaktivieren oder löschen ihr Spiel und ihre Figur. Aber wenn eine Krise eintritt z. B. beim studieren oder in der Partnerschaft wird wieder ein neues Spiel auf das Smartphone hochgeladen und das ganze Spiel beginnt von vorne. Lange Zeit habe ich auch überlegt, ob ich meine Facebook-Profile deaktiviere oder ganz lösche. Aber was nützt das Löschen, wenn ich wieder in einem Tief stecke und in wenigen Sekunden ein Facebook-Account erstellen kann.
Oft vergleiche ich die Internetsucht mit einer Esssucht. Ein Fresssüchtiger kann ja auch schlecht auf sein Essen verzichten. Ein Onlinesüchtiger kann im Normalfall auch nicht auf das Internet verzichten und muss lernen nur soviel zu konsumieren wie es ihm gut tut. Die Frage ist wie kann dies gelingen. Eine hundertprozentige Antwort auf diese Frage habe ich auch noch nicht gefunden.
Ein Leben ohne Krisen wird es nie geben, so wie es in meinem Land auch immer einen Himmel geben wird der dunkle Wolken im Angebot hat. Während der Onlinesucht-Gruppentherapie diskutieren wir immer wieder wie man neue Verhaltensweisen sich antrainieren kann oder wie man das Internet durch andere Dinge ersetzen kann. Einer der Teilnehmer will wieder mit dem Handballspielen beginnen. Aber als er dort war stellte er fest, dass ein Spieler ihm sagte, dass er nicht mit ihm reden will. Auch ein oder zwei andere Spieler traten nicht mit ihm in Kontakt. Er nahm alles sehr persönlich. Er fragte sich, ob es daran liegt, weil er vor zwei Jahren ohne Erklärung die Mannschaft verließ. Ein Oberarzt mit psychiatrischer und psychologischer Ausbildung sagte ihm, dass er ja nicht weiß, was der Hintergrund ist. Er könnte einfach diesen Handballspieler fragen, was los ist. Ich merkte wie unangenehm ihm das Thema war. Ich weiß wie es es sich anfühlt, wenn andere mit mir nicht reden wollten. Kein Mensch will ein Außenseiter sein. Wir sind soziale Gruppenwesen. Diese Eigenschaft und dieses Bedürfnis simuliert Facebook wunderbar, indem wir uns eine kleine Welt dort erschaffen können, indem wir Freunde haben oder in Gruppen aktiv sein können.
Eine Woche später teilte er uns mit, dass die Handballgruppe nicht mehr trainieren kann, weil Flüchtlinge in die Sporthalle einziehen. Manchmal kann auch die Realität einen daran hindern, dass man sich seiner Angst stellen muss.
Meine Seiten zur Depression
https://facebook.com/deprifrei
https://twitter.com/deprifrei
https://www.facebook.com/erfahrungen.mit.depressionen.und.angst
Meine Seiten zur Websucht:
https://facebook.com/Onlinesucht
https://twitter.com/Internetsucht
Kontakt: deprifrei @web.de
Aber ich fühlte mich zumindest nicht innerlich so schwer oder dachte nicht darüber ständig nach, dass mich keiner anruft. Die Grübeleien waren kaum vorhanden, was eine mittlere oder schwere Depression oft auszeichnet. Bis Anfang Oktober schien auch die Sonne über lange Zeit super vom Himmel. Aber jetzt ist es kalt und dunkel geworden und immer öfter bekomme ich Besuch von der schwarzen Dame. Sie will wieder bei mir wohnen und mir einreden wie beschissen alles ist z. B. mein untervögeltes Singledasein. Handwichsen ist auf Dauer auch langweilig.
Ich bin immer länger online. Ich habe immer mehr Phasen, wo ich länger als drei Stunden online bin z. B. wenn ich in meinem Blog was schreibe oder wieder wie wild auf meinen Facebookseiten und -gruppen poste, like, teile und kommentiere.
Die letzten Monate lebte ich einen kontrollierten Internetkonsum. Ich dachte ich hätte das kontrollierte Internet saufen entdeckt!
Irgendwann las ich in einem Buch über Alkoholismus, dass kontrolliertes trinken Selbstbetrug sei. Erst trinkt man jeden Tag ein Bier kontrolliert. Wenn man eine Lebenskrise hat, steigert man seinen kontrollierten Konsum jede Woche um ein Bier mehr, statt sofort sich zu berauschen. Der Alkoholsüchtige redet sich ein, dass er bei vier oder mehr Bieren immer noch die Kontrolle über sein Verhalten hat.
Ich frage mich persönlich, ob bei einer Internetsucht auch solche Mechanismen ablaufen wie bei einer Alkoholsucht. Ich merke, dass ich mit meiner Psyche immer mehr im Krisenmodus stecke, da ich mich immer schwermütiger fühle. Die Stundenzahl hat sich gesteigert. Statt einer oder zwei Stunden, bin ich drei, vier oder fünf Stunden online. Ein Bier ist bei mir quasi eine Stunde Internet. Ich trinke die Eindrücke, die mir das Netz liefert.
Mich macht ja auch nicht das ganze Internet abhängig, da ich problemlos Spiegel-Online lesen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass ich jetzt den ganzen Tag dort Nachrichten lesen muss. Auch Emails anschauen und schreiben ist harmlos. Spiegel-Online interagiert nicht mit mir. Auch eine Antwort auf eine geschickte Email dauert meistens einige Zeit. Das Belohnungssystem im Gehirn braucht immer eine eine sofortige Reaktion.
Bei Facebook bekomme ich allerdings schnell eine Reaktion, wenn ich z. B. einen meiner vielen depressiven Facebook-Freunden schreibe. Man sieht sofort wer online ist und oft sind es über 200 Menschen. Viele kenne ich nicht persönlich. Eine Masse an verfügbaren menschlichen Kontakten, die einen ablenken können, wenn man ihnen schreibt.
Dieses Wochenende wollte ich einen Facebook-Freund kennenlernen, aber er sagte mir ab. Er hatte eine Angststörung. Leider schrieb er mir aber nicht, dass ihn so ein Treffen mit mir Angst einjagd. In Facebook kann er angstfrei mit allen Menschen schreiben. Facebook ist wie ein Kondom, der einen davor schützt Angst zu bekommen. Manche Menschen mit denen ich telefonierte blockieren einen später und suchen dann Ausreden, warum sie mit mir nicht mehr in Kontakt stehen wollen.
Facebook ist eine eigenartige beziehungslose beziehungsartige Welt. Wir ziehen uns alle einen Kondom dort an, um nichts von uns weiter zu geben. Wir haben Angst uns mit einer Krankheit anzustecken namens Intimität. Meine Beobachtung ist, dass viele Menschen dort so etwas wie Nähe spüren können, wenn jemand Anteil an ihrem Leben z. B. in einer Gruppe für Depressive nimmt. Aber leider ist es eine Pseudonähe. Ich frage mich persönlich, ob so ein Soziales Netzwerk nicht eher Angststörungen verfestigt, da man ja dort auch soziale Beziehungen führen kann.
Seit Januar 2015 besuche ich eine Medienambulanz. Die jungen Leute diskutieren in der Klinik über ihre Mediensucht. Einmal in der Woche trifft man sich nachmittags für ca. 100 Minuten. Ein Arzt führt die Gespräche. Die meisten sind abhängig von Onlinespielen. Mit meiner Sucht nach Facebook bin ich dort eine Ausnahme. Meistens wird ein kontrollierter Konsum bei Onlinespielen oder Internet angestrebt. Manche versuchen auch ganz abstinent zu leben und deaktivieren oder löschen ihr Spiel und ihre Figur. Aber wenn eine Krise eintritt z. B. beim studieren oder in der Partnerschaft wird wieder ein neues Spiel auf das Smartphone hochgeladen und das ganze Spiel beginnt von vorne. Lange Zeit habe ich auch überlegt, ob ich meine Facebook-Profile deaktiviere oder ganz lösche. Aber was nützt das Löschen, wenn ich wieder in einem Tief stecke und in wenigen Sekunden ein Facebook-Account erstellen kann.
Oft vergleiche ich die Internetsucht mit einer Esssucht. Ein Fresssüchtiger kann ja auch schlecht auf sein Essen verzichten. Ein Onlinesüchtiger kann im Normalfall auch nicht auf das Internet verzichten und muss lernen nur soviel zu konsumieren wie es ihm gut tut. Die Frage ist wie kann dies gelingen. Eine hundertprozentige Antwort auf diese Frage habe ich auch noch nicht gefunden.
Ein Leben ohne Krisen wird es nie geben, so wie es in meinem Land auch immer einen Himmel geben wird der dunkle Wolken im Angebot hat. Während der Onlinesucht-Gruppentherapie diskutieren wir immer wieder wie man neue Verhaltensweisen sich antrainieren kann oder wie man das Internet durch andere Dinge ersetzen kann. Einer der Teilnehmer will wieder mit dem Handballspielen beginnen. Aber als er dort war stellte er fest, dass ein Spieler ihm sagte, dass er nicht mit ihm reden will. Auch ein oder zwei andere Spieler traten nicht mit ihm in Kontakt. Er nahm alles sehr persönlich. Er fragte sich, ob es daran liegt, weil er vor zwei Jahren ohne Erklärung die Mannschaft verließ. Ein Oberarzt mit psychiatrischer und psychologischer Ausbildung sagte ihm, dass er ja nicht weiß, was der Hintergrund ist. Er könnte einfach diesen Handballspieler fragen, was los ist. Ich merkte wie unangenehm ihm das Thema war. Ich weiß wie es es sich anfühlt, wenn andere mit mir nicht reden wollten. Kein Mensch will ein Außenseiter sein. Wir sind soziale Gruppenwesen. Diese Eigenschaft und dieses Bedürfnis simuliert Facebook wunderbar, indem wir uns eine kleine Welt dort erschaffen können, indem wir Freunde haben oder in Gruppen aktiv sein können.
Eine Woche später teilte er uns mit, dass die Handballgruppe nicht mehr trainieren kann, weil Flüchtlinge in die Sporthalle einziehen. Manchmal kann auch die Realität einen daran hindern, dass man sich seiner Angst stellen muss.
Meine Seiten zur Depression
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Kontakt: deprifrei @web.de
deprifrei-leben - 19. Okt, 18:37