Eine Sehnenscheideentzündung ist eine wahre Empathierakete
Eine Sehnenscheideentzündung ist eine wahre Empathierakete. Sobald man vom Orthopäden eine Gipsschiene verpasst bekommt, leuchtet die eigene Erkrankung wie Lichtreklame in der Dunkelheit. Selbst in der Disko kann man damit problemlos anbändeln, da sofort eine Schnecke fragt, was man denn gemacht hat. Wenn ich erzähle, dass ich von zuviel Facebooken das bekommen habe, lächeln oder lachen viele wohlwollend. Auch an anderen Orten, zum Beispiel bei einem Studententreff, ist eine Gipsschiene ein prima kommunikativer Einstieg. Das ist so ähnlich, wie die Frage, "Hast du Feuer?" Mit der Zeit erfährt man, dass auch viele andere diese Erkrankung durchgemacht haben. Manche hatten es mehrere Wochen, bis zu einem halben oder einem Jahr. Leider gehöre ich langsam zu den Hardcore-Sehnenscheide-Entzündlern. Seit drei Monaten versuche ich, mich vom Internet fernzuhalten, was mir immer öfters gelingt. Zwei Wochen ohne Internetten habe ich schon geschafft. Für einen Suchti wie mich ist das schon ein Erfolg. Wenn man andere Leidensgenossen trifft, kann man sich prima Tipps holen, und ich treffe viele offene empathiefähige Herzen. Es tut einfach gut, dass andere diesen Schmerz ernstnehmen und meinen Umschulungsabbruch mitbedauern.
Dagegen ist eine Depression ein wahrer Empathie-Rohrkrepierer. Kaum jemand erkundigt sich, wie eine Depression sich entwickelt hat, und von Mitgefühl und Empathie ist kaum etwas zu merken. Was ich auch gemerkt habe, ist, dass bei einer Sehnenscheideentzündung nicht nach der Schuld gefragt wird, obwohl ich einiges dafür getan habe, dass es mir so geht, wie es mir geht. Bei Depressionen wird einem schnell die Schuld in die Schuhe geschoben. Diese Erfahrung ist natürlich sehr belastend, und hilft nicht bei einer Gesundung. Ich denke, durch eine Gipsschiene wird mein Leid sichtbar, während sie bei einer Depression unsichtbar bleibt. Auch muss ich sagen, dass Schwermut nicht wirklich sexy ist. So eine Entzündung, wie ich sie habe, ist dagegen eine wirklich attraktive Frau. Jeder will diese Frau kennenlernen und mit ihr sprechen. Vor der schwarzen Dame flüchtet dagegen fast jeder. Zur Zeit genieße ich sehr den sekundären Krankheitsgewinn meiner Sehnenscheideentzündung. Leider war dies in meiner depressiven Zeit nicht möglich. Ich habe einen großen Nachholbedarf an Streicheleinheiten, die ich durch meine Krankheit gewonnen habe!
Kontakt: deprifrei @ web.de
https://facebook.com/deprifrei
https://twitter.com/deprifrei
Dagegen ist eine Depression ein wahrer Empathie-Rohrkrepierer. Kaum jemand erkundigt sich, wie eine Depression sich entwickelt hat, und von Mitgefühl und Empathie ist kaum etwas zu merken. Was ich auch gemerkt habe, ist, dass bei einer Sehnenscheideentzündung nicht nach der Schuld gefragt wird, obwohl ich einiges dafür getan habe, dass es mir so geht, wie es mir geht. Bei Depressionen wird einem schnell die Schuld in die Schuhe geschoben. Diese Erfahrung ist natürlich sehr belastend, und hilft nicht bei einer Gesundung. Ich denke, durch eine Gipsschiene wird mein Leid sichtbar, während sie bei einer Depression unsichtbar bleibt. Auch muss ich sagen, dass Schwermut nicht wirklich sexy ist. So eine Entzündung, wie ich sie habe, ist dagegen eine wirklich attraktive Frau. Jeder will diese Frau kennenlernen und mit ihr sprechen. Vor der schwarzen Dame flüchtet dagegen fast jeder. Zur Zeit genieße ich sehr den sekundären Krankheitsgewinn meiner Sehnenscheideentzündung. Leider war dies in meiner depressiven Zeit nicht möglich. Ich habe einen großen Nachholbedarf an Streicheleinheiten, die ich durch meine Krankheit gewonnen habe!
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deprifrei-leben - 24. Jan, 14:06
bei der depression hast du dich immer dagegen gewehrt.