Immer wieder bin ich entsetzt, dass es nach fast 70 Jahren Menschen mit rechtsradikalen Einstellungen gibt. In meiner Einrichtung arbeiten viele Langzeitarbeitlose. Alle bekommen wie ich Arbeitlosengeld 2. Wir sind Ein-Euro-Jobber. Ich arbeite von 10 Uhr bis 13:30 und bekomme Ein-Euro-Fünfzig die Stunde. Wir haben um 12 Uhr eine halbe Stunde Pause und manchmal esse ich auch etwas, da wir auch eine hauswirtschaftliche Abteilung haben die z. B. kocht, backt, die Einrichtung sauber macht und Wäsche wäscht.
Wir haben eine Abteilung für Metall, eine für Holz und drei für kreative Arbeiten. Zur Zeit male ich sehr viel mit Seidenfarben. Freitag habe ich meine Delfine auf dem Tuch fertiggemalt. Diese will ich jetzt meiner Oma in Polen zu Weihnachten schenken. Leider wird das Bild erst nach den christlichen Feiertagen ankommen.
Die Mehrheit der Menschen in dieser Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind psychisch erkrankt. Viele sind wie ich depressiv oder hatten eine Psychose gehabt, die sie aus dem Arbeitsleben warf.
Arbeitsmarktforscher gehen sogar von mehr als ein Drittel psychisch erkrankter Hartz4-Empfängern aus.
In meinen zwei Maßnahmen für Langzeitarbeitslose durfte ich feststellen wie schnell sich nationalistische Gedanken breit machen.
Als wir am Freitag mittag aßen kamen wir auf den Fall von Sebastian Edathy zu sprechen. Ich hatte die aktuelle Zeitung vor mir, wo über den Fall geschrieben wurde. Er war ja beim Untersuchungsausschuss eingeladen. Er hatte seinen SPD-Parteifreund Hartmann beschuldigt, dass er ihm den heißen Tipp gab, dass er bald eine Durchsuchung seiner Wohnung zu befürchten hat. So verschwand auch ein Laptop von ihm. Angeblich gestohlen. Der SPD-Politiker hatte Nacktbilder von Kindern bestellt. Zu seiner Zeit war das kein Straftatbestand. Aber ich denke, dass so jemand wahrscheinlich auch pädophile Neigungen hat und mit solchen Posingbildern wird das Ausbeuten von Kindern unterstützt.
Ich fragte am Tisch: Warum hat er sich diese bestellt? Joe antwortete damit er sich die Palme abwichsen kann. Oder zum schleudern. Irgendwie mussten wir lachen.
Eva sagte, dass wir einen Führer brauchen, der aufräumt. Ein anderer schrie: Ja, einen Führer brauchen wir! Ich räumte ein, dass dieser viele unschuldige Menschen umgebracht hätte. Sie schlussfolgerte, dann brauchen wir einen kleinen.
Sie setzte nach und sagte, dass heute niemand über die vergewaltigten Frauen vor 70 Jahren durch die Russen sprechen würde. Ihre Oma sei vergewaltigt wurden. Ich antwortete ruhig, dass das in den letzten Jahren öfters in den Medien berichtet wurde und wir den Krieg begonnen hätten. Sie rastete aus und sagte zu mir: Du redest Schrott und nur dummes Zeug. Dann verließ sie den Tisch.
Ohne den Führer Adolf Hitler wären auch die Massenvergewaltigungen während des Krieges an deutschen Frauen nicht geschehen. Die deutsche Armee wie auch die SS hatten sich in den Ostgebieten an solchen Taten auch stark beteiligt.
Ein Teil meiner deutschen Familie musste auch aus Schlesien fliehen und trotzdem habe ich nie diesen Hass heraus gehört wie sie Eva hatte. Auch mein polnischer Opa musste vor den Deutschen ins englische Exil fliehen, weil er Offizier der polnischen Armee war. Aber auch meine polnische Mutter wurde nie mit dem Hass auf die Deutschen infiziert.
Immer wenn ich Eva sehe, sehe ich ihre Unzufriedenheit. Sie sieht aus wie eine alternde Giftspritze.
Sie wettert gegen die Griechen, die unsere Kohle bekommen haben. Ich sage ihr, dass nicht die Griechen gerettet wurden, sondern die Banken. Und die Banken sind im Besitz von reichen Menschen. Aber viele ALG2-Empfänger glauben, dass Griechen faul und arbeitsscheu seien. Viele meiner Schicksalsgenossen sind leider intellektuell nicht auf der Höhe und leicht zu manipulieren.
Auch mancher meiner Ein-Euro-Jobber glaubt, dass den Ostdeutschen durch den Solidaritätszuschlag heute so gut geht. Ich sage ihnen, dass heute das meiste dieses Geldes gar nicht in Ostdeutschland landet, sondern im Bundeshaushalt verschwindet. Auch sind die Lebensverhältnise im Osten immer noch schlechter als im Westen.
Viele meiner psychisch kranken Stützenempfänger wären als Nazis im dritten Reich garantiert vergast wurden. Der Führer liebte eben keine psychotischen oder depressiven Untertanen. Er wollte Menschen haben die gutes Erbgut besitzen und eine gute Rasse erschaffen, die auch volle Arbeitsleistungen bringen. Das kann ein Depressiver wie ich eher schlecht.
Vielleicht wäre ein kleiner Führer da etwas toleranter. Aber man muss sich mal die Worte auf der Zunge zergehen lassen. Macht ein kleiner Führer nur kleine Probleme?
Und wie sehen die kleinen Probleme folglich aus?
Ich will mir diese kleinen Probleme gar nicht vorstellen. Auch kleine Führer wie der russische Präsident Putin haben schon Zehntausende Menschen umbringen lassen. Ich denke da nur an die Tschetschenienkriege. Zumindest unter ihm wird kein psychisch Kranker vergast. Das nenne ich mal Fortschritt. Diese kleinen Führer lieben ihr Volk und bringen nur die um, die gegen sie sind. Das ist wunderbar! Und das ist gerecht! ;-)
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